


Als der Präventionsrat Bremerhaven im Jahre 2002 das Konzept für die Aktion »Zivilcourage Mut gegen Gewalt« entwickelt hat, haben wir uns eine rege Beteiligung und eine erfolgreiche Umsetzung mit nachhaltiger Wirkung erhofft. Aber dass die Resonanz auf das Projekt so überwältigend werden würde, übertraf bei weitem all unsere Erwartungen. Mit vielen Einzelprojekten und öffentlichen Veranstaltungen haben wir zum aktiven Handeln im Geiste der Zivilcourage aufgerufen. Und sie haben sich alle beteiligt: Stadtteilbewohner, Schüler, Eltern, Lehrer, soziale sowie kulturelle Einrichtungen, Verwaltung, Wirtschaft und viele mehr. Ihnen gilt unser Dank. Denn sie haben dafür gesorgt, wieder mehr Zivilcourage in Bremerhaven einkehren zu lassen.
Die Anzeigen-und Zeugenbereitschaft aber auch die Hilfsbereitschaft im Sinne von Zivilcourage zu fördern genau das war und ist das Anliegen der Projekt-Initiatoren von »Mut gegen Gewalt«. Um dieses Ziel mittelfristig erreichen zu können, ist ein gut strukturiertes Konzept unbedingt erforderlich. Das Bremerhavener Konzept sah daher eine Einteilung des Projektverlaufs in drei Phasen vor. Diese Phasen stellten einen im Detail planbaren Abschnitt innerhalb des Projektes dar und orientierten sich am Gesamt-Projektplan. Dabei erstreckten sich die Projektabschnitte über drei Mal zwei Jahresphasen. Im Rahmen des Drei-Phasen-Modelles sollten vor allem
- die Stärkung der Zivilcourage und damit die Erhöhung des subjektiven Sicherheitsklimas in der Bevölkerung
- die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für das Thema Gewalt
- sowie die Verbesserung der Bereitschaft, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen,
Der Schwerpunkt der ersten Phase lag bei der »Entwicklung und Durchführung von spezifischen Formen der Auseinandersetzung mit Kriminalität/Gewalt durch Geestemünder Stadtteilinstitutionen und die Erzeugung von Medien« (2002/2003). Hierfür konnten zehn Einzelprojekte auf den Weg gebracht werden. Diese Programmphase beschäftigte sich hauptsächlich mit schulischen Kontexten.
Im Rahmen der zweiten Phase der Aktion Zivilcourage (Mitte 2003/2004) sollte gezielt das bestehende Vernetzungsdefizit in Geestemünde verbessert werden. Denn die Vorbeugung gegen Kriminalität und Gewalt vor Ort kann nur erfolgreich sein, wenn sich ihr alle relevanten Institutionen und gesellschaftlichen Akteure stellen. Dies betrifft allerdings nicht nur die Kommunalverwaltung oder die Polizei. Elternhäuser, Schulen, Kindertagesstätten oder Jugendfreizeiteinrichtungen, Sportvereine, Kirchengemeinden sowie die lokale Wirtschaft: sie alle können Gefahrenpotenziale frühzeitig erkennen und haben ihre Möglichkeiten, wirksame Beiträge zur Vorbeugung zu leisten.
In der sich anschließenden dritten Phase (2005/2006) sollten schwerpunktmäßig Öffentlichkeitswirksame Aktionen im Stadtteil Geestemünde, insbesondere auf Straßen und Plätzen, durchgeführt werden. Es galt, die Botschaft und die Ergebnisse der Aktion Zivilcourage Mut gegen Gewalt in erster Linie öffentlichkeitswirksam umzusetzen. Hierfür wurden die einzelnen Präventionsaktionen publikumsgerecht aufbereitet und präsentiert.
Nachdem die Aktion »Mut gegen Gewalt« sich in Geestendorf langsam etabliert hatte, sollten die Aktionen auf andere Gebiete Bremerhavens ausgedehnt werden. So wurden parallel zur Aktion in Geestendorf die ersten Maßnahmen der Aktion »Mut gegen Gewalt« in Lehe durchgeführt.
In der zweiten Phase der Aktion »Mut gegen Gewalt« in Lehe wurden neben der Fortsetzung angelaufener Projekte und Maßnahmen auch vollkommen neue Aktionen gestartet, die zum Teil ihre Wirkung auf ganz Bremerhaven ausdehnen sollten.
Auch wenn die im Ortsteil Geestendorf als »Aktion Zivilcourage - Mut gegen Gewalt« gestartete Aktion bereits seit langem abgeschlossen ist, werden durch den Präventionsrat Bremerhaven weiterhin Projekte und Maßnahmen gefördert, die im Sinne der Aktion den Gedanken der Zivilcourage fördern.
Einen Überblick über die vom Präventionsrat Bremerhaven durchgeführten, geförderten und unterstützten Maßnahmen erhalten Sie unter »Wir über uns - Geschichte«. Aktuelle Projekte finden Sie unter »Aktuell - Projekte
Vereinfacht gesagt, ist Gewalt jedes Mittel, das eingesetzt wird, um einem anderen Menschen den eigenen Willen aufzuzwingen oder etwas machen zu lassen, was er/ sie nicht will (Durchsetzung von Macht). Es gibt zwei Arten von Gewalt: die körperliche und die seelische Gewalt. Seelische Gewalt bedeutet, einen anderen Menschen durch Drohungen, Erpressungen oder sonst irgendwie Angst einzujagen. Körperliche Gewalt heißt, einen anderen Menschen zu schlagen, zu treten, den Arm umzudrehen oder anders körperlich weh zu tun. Der Erfolg von Gewalt, sofern er nicht unmittelbar körperlich ausgeübt wird, hängt von der Erzeugung von Angst ab. Beide Arten von Gewalt treten häufig in Kombination miteinander auf. Wenn wir von sexueller oder struktureller (systembedingter) Gewalt sprechen, sagt das etwas über das Ziel der Gewaltanwendung aus.
Bei Zivilcourage geht es um die mündige BürgerIn, die/der ihre/seine Rechte kennt und die eigene Überzeugung stets mutig und selbstbewusst vertritt. Dabei geht es u. a. um den Einsatz für schutzbedürftige Andere (Gruppen oder Einzelpersonen), für das Gemeinwohl oder gegen Unrecht, Armut und Gewalt. Immer spielt die Würde des Menschen eine entscheidende Rolle.
Zusammengesetzt wird der Begriff aus zivil (lat. civis = bürgerlich/ anständig, annehmbar) und courage (= Mut).